Seelenfutter 25. April 2021: Mensch anders!
„Zur ersten Frage, was ich besonders belastend in der jetzigen Zeit empfinde, habe ich nicht lange überlegen müssen...
Die Hilflosigkeit, viele Situationen nicht zufriedenstellend lösen zu können, macht mir selbst am meisten zu schaffen.
Viele Menschen sind bei der Aufnahme in ein Krankenhaus ohnehin schon in normalen Zeiten verunsichert, doch jetzt umso mehr.
Die sonst unterstützenden Angehörigen dürfen nur in Ausnahmefällen als Begleitung mit in die Klinik. Viele Menschen sind hochbetagt, schwerhörig oder sehbehindert und in aufregenden und fremden Situationen ohnehin eingeschränkt aufnahmefähig. Sie sind traurig, hilflos und unsicher und fühlen sich allein. Im Einzelzimmer untergebracht (bis ein Corona-Abstrich negativ ist, erst dann bekommen sie einen Bettnachbarn) fühlen sie sich einsam und ohne Gespräch zusätzlich ängstlich in dieser für sie neuen Situation. An Demenz erkrankte Menschen finden sich schon gar nicht zurecht, sind sehr unruhig, schreien und weinen ... manche sind einfach nur still. Gerade sie brauchen ihre bekannten Bezugspersonen zur Sicherheit im Alltag.
Kinder leiden ebenfalls. Auch sie dürfen das Zimmer in der Kinderklinik nicht verlassen und nur als Kleinkind darf ein Elternteil als Begleitung mitkommen.
Sterbende Menschen und Schwerkranke auf den Intensivstationen können mit Sondergenehmigungen und nach Mund-Nasenabstrichen in unserem Krankenhaus von wenigen und direkten Bezugspersonen besucht werden.
All das bringt uns Pflegekräfte in Grenzsituationen, die wir gerne umgehen möchten und es aufgrund der Ansteckungsgefahr eigentlich nicht dürfen.
Krankenschwester mit Herz, Gerd Altmann auf Pixabay |
Manche machen auch mir Bauchweh....und dennoch macht mich mein Beruf stolz, wenn ich was Gutes für einen Menschen tun konnte. Das macht mich glücklich und gibt mir Kraft.
In meinem Beruf bekommt man viel Anerkennung, Dankbarkeit und Wertschätzung und ich mache Krankenpflege auch nach all den Jahren noch immer gerne und habe meine Entscheidung zur Berufswahl nie bereut!
Der Mangel an Ärzten und Pflegepersonal im stationären wie im ambulanten Bereich war vor Corona schon ein Problem, mit dem Virus und den Quarantänevorschriften bei Kontakt mit an Covid erkrankten Personen nun noch viel mehr.
Und damit komme ich zur Antwort auf Normans zweite Frage: Wer oder was ist dir eine Stütze?
Auch hier muss ich gar nicht überlegen: In erster Linie meine Familie, mit der ich alles besprechen kann, wenn ich mal nicht weiter weiß, und selbst einen Rat brauche. Dafür bin ich dankbar und zufrieden! Zweitens mein Glaube. Für mich ist Glaube Hoffnung. Die Hoffnung, dass jeder Tag etwas Gutes, etwas Glück und vor allem Liebe und Freundschaft mit sich bringt.
Und das wünsche ich jedem von Euch Liebe Grüße Petra Bock“
Faszinierend finde ich, dass Petra nicht nur Kraft und Halt in der Unterstützung durch ihre Familie findet. Sondern auch in ihrem Glauben. Er lässt sie darauf hoffen, dass jeder Tag etwas Gutes bringen wird. Etwas, das sie glücklich macht. Und dann denke ich: Solche Menschen braucht es in dieser Zeit. Menschen, die trotz allen Belastungen, Hilflosigkeiten und Grenzsituationen den Glauben an das Gute, das uns jeden Tag auch in kleinen Dingen begegnen kann, nicht verlieren. Die dafür dankbar und schließlich zufrieden sind.
Am heutigen Sonntag „Jubilate“ geht es darum, Gott zu danken für alle Momente, in denen wir neu Leben spüren können. Den Bibelspruch, der uns durch die kommende Woche begleiten soll, hat Paulus mal zum Besten gegeben: „Wenn jemand zu Christus gehört, gehört er schon zur neuen Schöpfung. Das Alte ist vergangen. Seht doch! Etwas Neues ist entstanden!“ (2. Korinther 5,17). Wer es schafft, auf Gott und Jesus Christus zu vertrauen, der tickt als Mensch neu und anders, der lässt sich nicht nur runterziehen, der verliert den Blick dafür nicht, dass Gott immer wieder Neues schafft. Gute Dinge, die mir jeden Tag begegnen. Kleinigkeiten, kleines Glück. Wer es schafft, auf Gott und Jesus Christus zu vertrauen, der bleibt trotz allen Belastungen dankbar und zufrieden. Und der schafft es, auch in der Corona-Zeit, die Hoffnung auf Gutes zu bewahren. Und Gott zu loben.
Wer beten möchte:
Gott, von ganzem Herzen danke ich dir, von ganzem Herzen lobe ich dich. Unzerstörbar ist deine Macht, wunderbar dein Wirken an mir und allen Geschöpfen. Lass mich immer neu spüren deine Liebe und Treue, damit meine Sehnsucht nach dir nicht aufhört. Und ich dich lobe an jedem Tag meines Lebens. Amen.
Wer singen möchte:
Zwei Liedvorschläge zum Zuhören, Zuschauen und Mitsingen:Kurt Mikula, Jeder Tag ist ein Geschenk (Lieblingslied meiner 4. Klässler)
Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt (EG 628)
Herzliche Grüße von Ihrem und Eurem Pfarrer Norman Roth