Seelenfutter 14. März 2021: 1 Jahr Corona - und (anders) weiter
In unserer Wohnstraße haben wir jeden Sonntag Abend auf Abstand miteinander und füreinander musiziert. Familien mit Kindern haben so manche Wegesränder mit bunten „Hoffnungssteinen“ verziert, als gute Durchhaltebotschaft.
Was waren das damals für aufregende Tage! Zeiten voller Befürchtungen, aber auch voller Hilfsbereitschaft und voller Motivation, die Krise gemeinsam schnell zu bestehen!
Mittlerweile stehen wir nach Aussage von Experten wohl am Beginn der 3. Corona-Welle. Vieles hat sich im letzten Jahr verändert. Auch unser Umgang mit der Pandemie. Aber die Aufregung ist geblieben. Die Ungewissheiten und Sorgen, nur anders. Mittlerweile hat sich aber auch eine spürbare Müdigkeit breitgemacht. Wir sind Corona leid! Wir haben einfach keine Lust mehr auf Einschränkungen, auf Abstand und haltlose Versprechungen von Politikern, die nach ein paar Tagen wieder umgeworfen werden. Vielen geht vieles zu langsam: Das Hochfahren des öffentlichen Lebens, das Testen und vor allem das Impfen. Unsere Geduld wird weiter strapaziert. Die Sehnsucht nach mehr Nähe und mehr „normalem“ Leben bleibt und wird immer größer. Und doch müssen wir wohl vorsichtig bleiben. Und uns weiterhin schützen. Wer weiß, wie lange noch…
Ein Jahr im Ausnahme-Zustand! Wie hat Corona Sie und Euch verändert?
Ich selbst habe Dinge neu schätzen und sehen gelernt: Freundschaften, sich umarmen zu können, sich ungezwungen treffen zu können, Essen gehen und Urlaub machen zu können, Gottesdienst feiern zu können, gemeinsam singen und musizieren zu können, sich nicht nur digital, sondern ganz analog und face to face austauschen zu können. Ich habe digitale Möglichkeiten kennengelernt, aber ich kann mittlerweile auch deren Grenzen ganz gut einschätzen. Ja, vieles habe ich neu entdeckt. Ohne Corona hätte ich einiges davon vermutlich gar nicht wahrgenommen und ausprobiert. Etliche Dinge und Abläufe hätte ich nicht unbedingt verändert. Manches wird auch nach Corona bleiben. Für alle hilfreichen Veränderungs-Impulse oder Blickrichtungs-Wechsel der Corona-Zeit bin ich dankbar. Vielleicht kann ich das deshalb so sehen, weil meine Familie und ich bis jetzt ganz gut und vor allem gesund durch die Virus-Krise gekommen sind. Viele hat es auch in unserem Umfeld in unterschiedlichen Hinsichten dagegen hart getroffen.
Der Bibelvers, der uns durch die kommende Woche begleiten soll, geht so: Jesus sagt: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es ein einzelnes Korn. Aber wenn es stirbt, bringt es viel Frucht. (Johannes 12,24)
Jesus münzt den Spruch kurz vor seinem Tod auf sich selbst. Er kennt seinen Weg. Und weiß, dass er anders weiterleben wird. Und für viele Menschen damit Licht, Hoffnung, Leben bringen wird. Es ist schwer für mich verständlich, dass Jesus sterben sollte, damit wir sehen können wie Gott ist. Damit wir eine Zukunft haben, wenn wir auf ihn vertrauen. Aber so tickt Gott eben in seiner Liebe für uns.
Manchmal müssen Dinge eben erst abbrechen und im Winterschlaf verharren, bevor etwas Neues im Frühling auf den Weg kommen kann. Und sei es, die eingemotteten Draisinen im Altenglaner Depot wieder flott zu machen für eine neue und vermutlich ganz andere Saison im Tourismus.
Heute ist mitten in der Passionszeit das „kleine Ostern“, der Sonntag Lätare, „Freut Euch!“ Wir sollen uns mit Blick auf Ostern vorfreuen. Auf neues Leben, was uns geschenkt wird. Zu sehen in Jesu Auferstehung. Freuen wir uns auch jetzt schon vor auf die neuen Dinge, die mit und nach Corona vor uns liegen. Und uns Gutes im Leben bescheren. Das hilft, den Rest der ernsten Wochen vor Ostern zu bestehen. Und das hilft uns vielleicht auch, den Rest der Corona-Pandemie gemeinsam durchzustehen. Wie lange auch immer sie noch anhalten wird…
Wer dazu
in der Bibel weiter nachschlagen möchte:
Paulus über Trost in aller Trübsal: 2. Korinther 1,3-7
Herzliche Grüße von Ihrem und Eurem Pfarrer Norman Roth
Der sich in der Corona-Zeit, in der vieles leider nur digital und am Computer passieren kann, auch verändert hat :)