Seelenfutter 3. Advent 2020: Lichtgestalt Lucia
Wer waren eigentlich Ihre und Eure Wegbereiter bisher im Leben? Immer wieder gibt es ja solche, die einem Wege ebnen, die einem helfen etwas zu erreichen. Die vielleicht jetzt schon etwas aufscheinen lassen vom Ziel, auf das man zusteuert. Bei den wichtigen und grundlegenden Wegstrecken im Leben braucht es Unterstützer. Eltern können das sein, Lehrerinnen oder Ausbilder, erfahrene Freundinnen und Freunde.
Am heutigen 3. Advent erinnern wir uns an einen Wegbereiter: Johannes der Täufer. Er hat Jesus den Weg geebnet. Er hat den Menschen angekündigt, dass Gott zu uns Menschen auf die Erde kommt, um bei uns zu sein. Und um Licht in manches Dunkel des Lebens zu bringen. Er sagte zu den Menschen: Stellt Euch innerlich und äußerlich drauf ein, dass Gott zu Euch kommt. Überprüft, ob das, was Ihr denkt und macht, für Gott okay ist.
Und weil der 3. Advent in diesem Jahr auf den 13. Dezember fällt, möchte ich auch noch an eine andere Wegbereiterin erinnern. Eine Webereiterin für das Licht an Weihnachten, auf das wir gerade in diesen dunklen Tagen und schwierigen Zeiten warten. Warten auf Wärme und Geborgenheit, Warten auf Nähe und vielleicht auch ein bisschen Normalität so wie früher. Ich möchte an Lucia erinnern, deren Gedenktag heute ist. Unsere katholischen Geschwister verehren sie als Heilige. Sie gehört zu den Lichtheiligen im Advent:
Lucia war in römischer Zeit um 286 in Syrakus auf Sizilien geboren worden. Und starb den Märtyrertod an einem 13. Dezember, entweder 304 oder 310. Lucia bedeutet übersetzt „die Leuchtende“ oder „die Lichtträgerin“.
Was passiert, wenn die Tochter ewige Jungfräulichkeit gelobt, die Mutter aber schon deren Verlobung arrangiert hat? Wenn der abgewiesene Verlobte mit aller Macht verhindern will, dass die Jungfrau ihr Geld für Arme, Kranke und Verfolgte einsetzt? Lucia geht unbeirrt ihren christlichen Weg. Sie versorgt verfolgte Glaubensgeschwister in deren unterirdischen Verstecken mit Essen und Trinken. Um sich im Dunkeln zurechtzufinden und die Hände frei zu haben, trägt sie auf dem Kopf einen Lichterkranz. Die Versuche ihres einstigen Verlobten, sie in ein Bordell zu zwingen oder gar zu töten, scheitern zunächst. Als sie schließlich erstochen wird, prophezeit sie den nahenden Frieden. Die lichtvolle Lucia wird in einer Katakombe bestattet und noch heute in Italien als Volksheldin verehrt.
Aber vor allem auch in den skandinavischen Ländern im Norden begeht man das beliebte Lucia-Fest mit allerlei Brauchtum. Vor der Kalenderreform im 6. Jhd. war der Lucia-Tag der dunkelste Tag des Jahres. An ihrem Gedenktag feierte man also die „Wiederkehr des Lichtes“. Im hohen Norden ist es im Dezember nur wenige Stunden hell. Und das verleiht dort dem Fest bis heute eine besondere Bedeutung.
Die Schweden feiern seit dem 18. Jhd. ihre Lucia auf eigene Weise: Am Vorabend backen die Kinder spezielle Hefebrötchen mit reichlich Safran, die „Lussekatter“, oder sternförmige Ingwerkekse. Am Festtag selbst ziehen junge Frauen in weißen Gewändern in Prozessionen durch Städte und Gemeinden und singen. Die Orte wählen offizielle „Luciaköniginnen“, die dann mit Lichterkrone voller Kerzen und gefolgt von ihren „Jungfern“ Altenheime, Krankenhäuser und Hospize besuchen. Sie lassen ihren Auftritt aber auch von Firmen buchen, um damit Geld für karitative Zwecke zu sammeln, etwa für die Krebsforschung oder die Obdachlosenhilfe. Außerdem erscheint das älteste Mädchen der Familie am frühen Morgen des 13. Dezember in weißem Kleid, den Kopf mit einem Kranz aus Preißelbeeren und brennenden Kerzen geschmückt. Sie weckt die Familienmitglieder und bringt ihnen Frühstück ans Bett. Als singende Vorbotin des Weihnachtslichtes: „Nacht stapft mit schwerem Gang um Hof und Garten. Sonn´ bleibt jetzt aus, so lang im Schatten wir warten. Da tritt mit Lichterschein ins dunkle Haus herein Sancta Lucia, Sancta Lucia“.
Jesus sagt von sich selbst: Ich bin das Licht der Welt. Wer sich zu mir hält, der wird nicht im Dunkeln tappen, sondern wird das Licht des Lebens haben (Johannes 8,12). Dieses Licht liegt an Weihnachten in der Krippe im Stall. Aber noch ist nicht Weihnachten. Elf Tage sind es noch bis zum Fest Gottes des Lichts, der Liebe, des Lebens. Noch braucht es für dieses gewichtige Ereignis Leute, die den Weg zum Licht bereiten. Bis dorthin braucht es noch Erinnerer und Unterstützer. Bis dorthin braucht es noch Lichtgestalten. Lucia ist so eine Lichtgestalt gewesen, mit ihrem großen Gottvertrauen, ihrem Licht, ihrer Wärme und ihrer Hilfe für Menschen, die in Schwierigkeiten waren, die im wahrsten Sinne des Wortes im Dunkeln saßen. Auch wir können jetzt schon Gottes Licht, das von Weihnachten her unseren Weg ausleuchtet, in uns aufnehmen. Und zur Lichtgestalt für jemand anderen werden. Erst recht in dieser dunklen und schwierigen Zeit. Auch wir können auf verschiedene Weise und selbst auf Abstand Wärme und Unterstützung zu den Menschen um uns herum bringen. Jede und jeder von uns kann durch bewussten Verzicht oder beherzten Einsatz irgendwie und irgendwo zum Wegbereiter von Gottes Licht werden. Das Licht, auf das wir an Weihnachten warten.
Dazu Passendes aus der Bibel:
Johannes wurde schon vor Jesus geboren. Dabei hat sein Vater Zacharias, ein gläubiger Mensch und Priester, ein Loblied auf ihn, den Wegbereiter Gottes angestimmt. Hier ein Ausschnitt daraus:
Wer beten möchte:
Guter Gott!
Hilf uns jetzt in diesem Advent und in dieser schwierigen Zeit, die Augen offen zu halten für dich und für das, was um uns herum geschieht; in unseren Familien, in unserer Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, in unseren Dörfern, in unserem Land und auf der ganzen Welt.
Hilf uns, aufmerksamer, mitfühlender und liebevoller zu denken, zu leben und zu handeln.
Hilf uns, bereit zu sein; damit zu rechnen, dass Jesus uns begegnen will – nicht erst in einer fernen Zukunft, sondern jetzt, ganz unerwartet und klein in irgendeinem Menschen, der mich heute oder morgen braucht.
Hilf uns, dein Licht des Lebens und der Liebe in uns aufzunehmen und an andere weiterzugeben. Amen.
Aktion Hoffnungsläuten und Hoffnungslicht:
Unsere Kirchengemeinde beteiligt sich noch bis Ende des Jahres jeden Mittwoch abend um 19.30 Uhr am ökumenischen Hoffnungsläuten. Die Glocken laden zum Gebet in der Corona-Zeit ein. Wer möchte, kann außerdem zusätzlich eine brennende Kerze am Fenster oder vor der Haustüre aufstellen. Termine: 16.12., 23.12. und 30.12.
Einen lichtvollen und erleuchtenden 3. Advent
und Lucia-Tag wünscht Euch und Ihnen allen
Ihr und Euer Pfarrer Norman Roth
PS: Wie immer die Bitte, diese Gedanken auch mit denen zu teilen, die nicht online sind. Danke.