Sonntagsgedanken Pfingsten 2020: Tröstliches
Die Frohe Botschaft Gottes aus der Bibel zu Pfingsten hört sich so an:
Jesus Christus sagte zum Abschied zu seinen Freunden: Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten. Und ich will den Vater bitten und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit: den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu euch. Es ist noch eine kleine Zeit, dann sieht die Welt mich nicht mehr. Ihr aber seht mich, denn ich lebe, und ihr sollt auch leben. Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat. Das habe ich zu euch geredet, solange ich bei euch gewesen bin. Aber der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. (Johannes 14,15-19+23-27)
Was war tröstlich für Sie und Euch in den Corona-Wochen, in denen wir noch strenger als jetzt auf Kontakte verzichten mussten? Selbst enge Verwandte und Freunde konnten wir lange Zeit nicht treffen. Vielleicht ja dieses, dass immerhin ein paar liebe Leute stellvertretend für viele andere, die mir am Herzen liegen, nach wie vor bei mir oder für mich da waren: die Familie, der Partner, Nachbarn. Mit denen standen wir immer in Verbindung. Die haben wir gesehen, die haben wir getroffen, mit denen waren wir zusammengesessen. Die durften wir auch mal in den Arm nehmen. Und dabei Nähe, Liebe, Freundschaft spüren. Mit anderen Menschen waren wir vielleicht auch irgendwie auf Abstand in Verbindung geblieben. Über Telefon, Brief, E-Mail, Internet-Messenger oder Video-Chat. Aber ihre direkte Nähe konnten wir nicht spüren und erleben. Gott sei Dank gab es hoffentlich für jede und jeden von uns solche Menschen, die auch in dieser schwierigen und verrückten Krise stellvertretend für viele andere direkt mit uns verbunden waren. Mich hat das ehrlich gesagt getröstet und durch die harten Wochen des Lockdowns geholfen.
Vielleicht geht es uns auch so, wenn ein lieber Mensch an unserer Seite von uns Abschied nimmt, wegzieht oder gar für immer geht und verstirbt. Denjenigen, der geht, kann niemand ersetzen. Jede und jeder von uns ist einzigartig. Aber andere bleiben bei uns, in unserer Nähe, um uns herum. Und geben uns stellvertretend für den, der gegangen ist, das, wonach wir uns sehnen an Zuwendung, Nähe, Herzenswärme, Liebe, Verbundenheit. Und manchmal passiert es, dass ich durch andere denjenigen noch wieder spüren kann, der gegangen ist. Durch das, was sie denken, sagen oder tun. Sie erinnern mich an sie oder ihn. Und lassen ihn mir wieder näher sein. Das sind die Momente, in denen jemand plötzlich melancholisch wird und zu Tränen ge- und berührt ist. Und alte Briefe und Erinnerungsfotos hervorholt. Wichtige Momente. Spuren der Liebe. Sie zeigen, dass wir im Herzen mit dem verbunden bleiben, der gegangen ist. Auf unsichtbare, aber spürbare Weise. Irgendwie ist er oder sie uns dann wieder nah. Das tut gut. Das ist tröstlich. Und gibt uns Kraft zur Herzenswärme und Liebe anderen gegenüber.
Jetzt an Pfingsten erinnern wir uns daran, dass Jesus uns so einen tröstenden Stellvertreter geschickt hat. Damals, als er von dieser Welt weggegangen ist. Klar, der war nicht Jesus. Aber der war eng mit ihm in Verbindung. Der war ein Teil von ihm. Und der sollte die Freunde von Jesus ihn selbst spüren lassen, seine Nähe, seine Liebe. Der sollte ihnen inneren Frieden verleihen. Und ihnen die Kraft geben, sich anderen gegenüber gut zu verhalten, friedvoll und liebevoll. Der Heilige Geist, Gottes Geist, soll seine Freunde an Jesus erinnern. Durch ihn sollen sie mit Jesus verbunden bleiben. Ihn bei sich spüren. Sie trösten, zuversichtlich stimmen und anspornen.
Gottes guter Geist der Liebe, des Friedens und des Lebens hält uns bis heute nicht nur mit Jesus in Verbindung und hilft uns, in seinem Namen zu denken und zu handeln. Er verbindet uns auch untereinander friedlich und herzenswarm. Über jede räumliche und zeitliche Grenze hinweg. Das tröstet mich und nimmt mir die Furcht auch in Krisen-Zeiten des Abschieds, des Getrenntseins oder Abstandhaltens. Weil ich weiß: So wie der Heilige Geist stellvertretend für Jesus mir nah ist, so sind und bleiben auch andere liebe Menschen mit mir in enger Verbindung. Das hilft mir, auch mit schwierigen Situationen und Zeiten, aber auch Verlusten irgendwie meinen Frieden zu machen. Und das hat das Zeug dazu, mich richtig froh zu machen!
Wer beten möchte:
Mit Worten aus Psalm 118 (EG 769):
Oder:
Guter Gott, wir befinden uns in einer Zeit, die uns viel Kraft und Verzicht gekostet hat. Wir spüren, wie sehr wir auf dich angewiesen sind. Du bist Beistand und Trost. Deine Hilfe erbitten wir, indem wir zu dir rufen: Komm, Heiliger Geist!
Komm, Heiliger Geist, festige unsere Gemeinschaft. Erinnere uns an die Verantwortung füreinander, dass wir geduldig bleiben und Rücksicht nehmen, auch, wenn es mühsam ist.
Komm, Heiliger Geist, hilf uns dankbar zu bleiben. Vieles war uns lange verwehrt, in vielem waren wir stark eingeschränkt. Wie dankbar waren und sind wir jetzt für jedes bisschen Normalität. Lass es uns bewusst bleiben, wie viel Freiheiten wir haben.
Komm, Heiliger Geist, schenke uns neu Achtsamkeit für die ganze Welt und deine Schöpfung. Öffne unsere Ohren, dass wir das Weinen in der Welt hören. Öffne unseren Mund, dass wir für die sprechen, die keine Stimme haben. Öffne unsere Augen, dass wir sehen, wo du uns brauchst für dein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit.
Und alles, was uns sonst an diesem Pfingstfest froh macht, aber auch das, was unser Herz belastet bringen wir vor dich, Gott … Bei dir ist alles gut aufgehoben. Lass uns Trost und Freude spüren. Amen.
Euch und Ihnen allen wünsche ich frohe und gesegnete Pfingsten!
Ihr und Euer Pfarrer Norman Roth